Migrantinnen im Verein

Bisher sieht man sie noch nicht so häufig. Frauen mit Zuwanderungsgeschichte, insbesondere aus muslimisch geprägten Ländern, sind im Sportverein noch eine Seltenheit. Während Männer aus diesen Ländern durchaus in Sportvereinen aktiv sind.

Auf dieser Seite haben wir Tipps und Anregungen zusammengestellt, wie Vereine muslimische Frauen gewinnen können. Außerdem findet ihr Hintergrundinformationen zur Rolle der Frau im Islam und zur Emanzipation junger Muslima.

Wie kann ich muslimische Frauen für Sportangebote im Verein begeistern?

"Muslimische Frauen sind oft stark in das soziale Umfeld der Familie eingebunden. Sie sind daher nicht so sehr auf neue soziale Kontakte angewiesen.", so Yasemin Yüzbasi vom Nisa Frauenverein aus Sindelfingen, ein Verein von muslimischen Frauen. Ihre Motivation für ein Bewegungsangebot im Verein ist daher nicht in erster Linie, neue Kontakte zu knüpfen. Um sie erstmalig für ein Angebot im Verein zu gewinnen, kann es hilfreich sein, gleich mehrere Frauen anzusprechen bzw. sie als Gruppe einzuladen. Eine einzelne Frau mit Kopftuch kann sich schnell „exotisch" (s. Gruppe und Willkommenskultur) fühlen. Allein das Wissen, dass im Verein auch noch andere sind, die so sind wie sie, kann eine Teilnahme bedeutend erleichtern.

Tipps für die Ansprache von geflüchteten Frauen

Um geflüchtete Frauen zu erreichen, sind lokale Partner hilfreich, die bereits Kontakt zu den Frauen haben. Ohne eine Kontaktperson wird man kaum Erfolg haben.

Sollen geflüchtete Frauen, die in Gemeinschaftsunterkünften leben, angesprochen werden, gibt es die Möglichkeit über

  • die Integrations- oder Gleichstellungsbeauftragten der Stadt,
  • über die Wohnheimleitung,
  • Sozialarbeiter*innen oder
  • über eine Frau aus dem Freundeskreis Asyl den Zugang zu erhalten.

Am besten man stellt sein Angebot den Frauen persönlich vor und fragt nach eventuellen Vorlieben. Dabei sollte man sich bewusst sein, dass nicht jede Frau Interesse an Sport hat.

Viele kommen aus Ländern, in denen Sport (auch Freizeitsport) für Frauen gesellschaftlich kaum Akzeptanz oder Relevanz hat oder Frauen Bewegung in der Öffentlichkeit sogar verboten ist. Eine regelmäßige sportliche Betätigung ist daher für viele dieser Frauen etwas Neues.

Sich einleben braucht Zeit

In einem fremden Land angekommen, vor Krieg, Verfolgung und Zerstörung geflohen zu sein, ist eine sehr schwierige Lebenssituation. Alles ist neu. Die Sprache, die Umgangsformen, die Umgebung, die Möglichkeiten. Dazu kommen bei den meisten die Sorgen um Verwandte und Freunde, die zurück geblieben sind oder sich noch auf der Flucht befinden. Mit all diesen Veränderungen fertig zu werden, ist nicht leicht und verunsichert.

Deshalb sollte man nicht enttäuscht sein, wenn das Angebot erst mal wenig Resonanz erfährt. Sich einleben braucht Zeit. Dennoch ist es wichtig, dass gerade Frauen aktiv in die Gesellschaft eingebunden werden, damit auch sie in unserer Gesellschaft einen Platz finden können.
Geduld, Begegnung auf Augenhöhe und Achtung vor etwas anderen Lebenseinstellungen sind Voraussetzung für eine erfolgreiche und langfristige Bindung.

Tipps für die Ansprache von Frauen aus anderen Kulturräumen, die länger hier leben

Möchte man Migrantinnen ansprechen, die schon länger in Deutschland leben, aber noch keinen Kontakt zum Sportverein hatten, ist es etwas schwieriger. Manchmal können interkulturelle oder internationale Frauen Cafés helfen oder örtliche Moscheevereine oder man fragt in den Kindergärten und Schulen an, ob sie bei der Ansprache der Frauen unterstützen. Eventuell kann auch mal bei einem Elternabend auf ein Eltern-Kind-Angebot oder einen Frauenkurs hingewiesen werden. Auch wenn es anfangs schwierig und aufwendig erscheinen mag, ist der Anfang erst mal geschafft und sind die Frauen begeistert, spricht es sich herum.

Darüber hinaus kann es helfen, wenn der Verein kulturelle Vielfalt aktiv fördert.

Wenn der Kurs läuft

Für die Kommunikation in Sportgruppen sowie deren Organisation werden soziale Netzwerke (z.B. WhatsApp Gruppen, facebook) zunehmend genutzt. So lassen sich kurzfristige Änderungen, eine Verlegung der Trainingszeit oder eine zusätzliche gemeinsame Aktivität schnell und unkompliziert kommunizieren. Diese Art der Kommunikation ist heute für die meisten Menschen selbstverständlich und daher auch für Sportgruppen geeignet.

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Was sollte ich beachten?

Für muslimische Frauen kann es wichtig sein, dass es sich um

  • eine reine Frauengruppe handelt.
  • Es sollte auch sichergestellt sein, dass kein Mann zufällig den Übungsraum betritt. Das ist für diese Frauen eine Vertrauenssache.
  • Der Raum sollte nach Möglichkeit nicht voll verglast und direkt einsehbar sein.

Man erleichtert insbesondere den Frauen den Zugang, wenn man ihnen ohne besonderes Aufheben mitteilt, dass diese Rahmenbedingungen gegeben sind. Das erspart es den Frauen, danach zu fragen und zeigt, dass man Respekt vor ihren Bedürfnissen hat.

Eine weitere Hemmschwelle können – auch für muslimische Männer – Gemeinschaftsumkleiden und -duschen sein. Aus religiöser Sicht sollen Muslime es vermeiden, sich vor anderen Personen zu entblößen. Einig waren sich alle, dass die Kleidung kein Hinderungsgrund für das Sporttreiben sein sollte. Entweder tritt das Problem gar nicht auf oder die betreffenden Personen warten bis die Umkleide und Duschen frei sind und gehen dann nach den anderen zum Duschen und Umziehen.

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Wie kann ich mich als Übungsleiterin einbringen?

Die Übungsleiterin ist wie bei jedem Vereinsangebot die zentrale Figur. Offenheit und Höflichkeit sind grundsätzlich wichtige Aspekte für eine gute Willkommenskultur. Im Umgang mit Musliminnen müssen keine Unterschiede gemacht werden. Unter Frauen ist es auch kein Problem etwa durch Anfassen die Haltung zu korrigieren. Um etwaige Berührungsängste zwischen den Kursteilnehmerinnen abzubauen, können Mannschaftsspiele oder Partnerübungen beim Aufwärmen helfen. Gerade wenn Sprachbarrieren bestehen, kann dies sehr hilfreich sein, weil so auch ohne viel zu sprechen eine Verbindung hergestellt werden kann.

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Religion ist nicht das Problem?!

Die Autorin Khola Maryam Hübsch erklärt, dass der Koran die Gleichberechtigung von Mann und Frau lehrt. Andere Frauen, wie beispielsweise Zana Ramadani verneint diese Gleichberechtigung und kritisiert patriarchalische Strukturen im Islam.

Fakt ist, dass im Koran steht, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Doch werden immer wieder die Familien- und Erbrechte im Koran (Sure 4) als ungleich und den Mann bevorzugend kritisiert.  Im Kontext der Zeit betrachtet, war der Koran in diesem Punkt jedoch fortschrittlich, denn die Frau konnte zum ersten Mal erben.

Fakt ist, dass der Koran über 1000 Jahre alt ist. 

Fakt ist, dass in Saudi-Arabien Frauen nicht Auto fahren dürfen und im Iran es Frauen nicht erlaubt ist Sportveranstaltungen zu besuchen. Im Koran stehen diese Verbote selbstverständlich nicht.

Nicht die Religion, sondern die Traditionen beeinflussen die Rechte von Frauen

So prägt nicht ausschließlich der Islam als Religion die Menschen, sondern eher die Traditionen in den einzelnen muslimischen Gebieten. Denn der Alltag von muslimischen Gläubigen ist nicht nur von religiösen Texten, sondern auch von jahrhundertelangen Traditionen geprägt.

Was kulturell bedingt ist, was religiös bedingt ist und was Einstellungssache ist, lässt sich nicht verallgemeinernd voneinander trennen. Welche Rolle der Frau im Islam zugeschrieben wird, kann nicht einheitlich beantwortet werden. Die verschiedenen Strömungen des Islam, die Traditionen sowie die Familie beeinflussen das Rollenbild und die gesellschaftlichen Möglichkeiten zur Teilhabe der Frau.  

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Die Emanzipation "der" muslimischen Frau

Die Gleichstellung von Mann und Frau ist zu einem Prüfstein für die Akzeptanz des Islams in den westlichen Gesellschaften geworden. Viele sind überzeugt, dass Islam und Emanzipation nicht zusammen passen.

So gibt es immer wieder Diskussionen um das Kopftuch. Es provoziert, weil es die Verschiedenheit der Geschlechter aufzeigt. In den westlichen Gesellschaften setzen viele Verschiedenheit und Ungleichheit einander gleich. Doch eine Aufhebung der Geschlechterdifferenz gibt es auch in den westlichen Gesellschaften nicht. Es wird eher von einer unterschiedlichen Wesenheit von Mann und Frau gesprochen, wobei strukturelle Benachteiligungen von Frauen nach wie vor bestehen. Demgegenüber löst das muslimische Modell der Geschlechterdifferenz heftige Debatten aus und wird nahezu einhellig verurteilt.

Eine solche Verurteilung erzeugt Einigkeit.

Sie setzt sich jedoch nicht mit den verschiedenen muslimischen Positionen auseinander. Vielmehr wird das eigene konservative Geschlechtermodell einfach darauf projiziert. Viele Menschen verbinden mit dem muslimischen Konzept ein traditionelles Geschlechterverhältnis westlichen Stils, indem sie davon ausgehen, dass sich unter dem Kopftuch eine rechtlose Hausfrau oder eine Frau ohne Schulbildung verberge.

Die Mehrzahl der Muslima in Deutschland, die ein Kopftuch tragen, sind junge, selbstbewusste Frauen.

Tatsächlich sind aber Muslima in Deutschland, die sich für ein Kopftuch entscheiden, in der Mehrzahl junge selbstbewusste Frauen. Das ergab eine Untersuchung der Konrad Adenauer Stiftung. Jenen Frauen ist die eigene Berufstätigkeit sehr wichtig und sie streben ein gleichberechtigtes Modell der Partnerschaft an. Sie gleichen hierin den emanzipierten Frauen der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Ein Rückschluss vom Kopftuch auf die Unterdrückung von Frauen ist also nicht zulässig, zumindest dann nicht, wenn man Berufstätigkeit und Bildungsinteresse als Maßstab nimmt.

Polarisierung ist kontraproduktiv für die deutschen Frauen

Ausschlaggebend für die Bewertung dieser „Emanzipation" ist nun nicht mehr die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen, sondern der Abstand zwischen „der" westlichen und „der" islamischen Frau. So verschiebt sich der Fokus der Aufmerksamkeit, womit der Handlungsdruck, das Geschlechterverhältnis zu ändern, geringer wird. Der Konfliktstoff wird verlagert. Damit lässt sich zumindest teilweise erklären, warum so viele Menschen sich plötzlich für die Gleichstellung der Frau interessieren, sobald es um „die" Muslima geht: Sie können damit ihre eigene Fortschrittlichkeit unter Beweis stellen, ohne sich tatsächlich aktiv dafür engagieren zu müssen. Insofern ist die Debatte in dieser polarisierenden Form kontraproduktiv für die deutschen Frauen. Da sich ihr Anliegen nun weitgehend erledigt zu haben scheint.

Zuschreibung von Rückschrittlichkeit schließt Muslima aus der Gesellschaft aus

Ein solcher auf die Muslime beschränkter Diskurs ignoriert kulturelle Transformationsprozesse. Die pauschalisierende Zuschreibung von Rückschrittlichkeit hat dabei den Effekt Muslima aus dieser Gesellschaft auszuschließen und als nicht zugehörig zu betrachten. Das hat unter anderem zur Folge, dass ihnen der Zugang zu den verschiedenen gesellschaftlichen Ressourcen erschwert wird. Junge Muslime fordern deshalb zunehmend selbstbewusster ihre gesellschaftlichen Chancen ein. Deshalb wird das muslimische Kopftuch nun zum Problem gemacht. So lange es nur die Putzfrau oder die Fließbandarbeiterin trugen, war es nicht „sichtbar". Jetzt, da es auch Ärztinnen, Rechtsanwältinnen und Lehrerinnen tragen, ruft es heftige Widerstände hervor.  

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Was ist Integration?

Jeder hat dieses Wort schon einmal gehört. Aber nur die wenigsten Menschen können es mit den eigenen Worten wirklich beschreiben. Also was bedeutet Integration eigentlich?
Klar ist, dass es dabei irgendwie um Chancengleichheit für alle in Deutschland lebenden Personen geht. Auch für die 15,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Aber was ist nun Chancengleichheit? Es ist eigentlich ganz einfach.

Für jedes Individuum sind gesellschaftliche Bereiche, wie Bildung, Arbeit, Gesundheit, ein Dach über dem Kopf, Rechte und Sicherheit wichtig für das Leben. Deshalb ist es wichtig, dass wirklich jeder Mensch in Deutschland auch Zugang zu diesen Bereichen hat. Das heißt: jeder soll die Möglichkeit haben zur Schule zu gehen, eine Ausbildung zu absolvieren, eine berufliche Anstellung und Wohnung zu finden. Genauso muss die medizinische Versorgung gewährleistet sein wenn man krank ist. Und ein Jeder muss Rechte haben, wie beispielsweise seine Meinung frei zu äußern. Im Gegenzug dafür hat sich jeder in Deutschland an die Gesetze zu halten.

Integration bedeutet nun also übersetzt: Lieber Mensch, dir wird ermöglicht dich frei und so gut wie möglich unbeschwert zu entwickeln. Halte dich dafür an die Gesetze und Regeln, die es im Land gibt, dann können wir alle miteinander leben.

Eigentlich ganz einfach, oder? Was macht Integration dann eigentlich so schwierig? 

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Integration der Deutschen

Was Integration ist, haben wir oben gelernt. Und wen betrifft nun Integration? Den Satz: „Die müssen sich integrieren“, hat jeder schon mal gehört. Aber wer sind denn „Die“? Richtig. „Die“ sind alle in Deutschland lebenden Menschen. Auch „Die“ ohne Migrationshintergrund. Einfach jeder. Von klein auf lernen wir: „Kind, du musst zur Schule, lern was Anständiges, du brauchst einen Job damit du Geld verdienen kannst, du brauchst eine Krankenversicherung, ernähr dich gesund, glaub nicht alles was im Fernsehen erzählt wird und so weiter und so fort.“ Kennt jeder, oder? Was all diese Sätzen vermitteln ist: Schaffe dir selbst ein gutes Leben in Deutschland. D.h. von klein auf lernt jeder Deutsche sich eigenständig den gesellschaftlichen Anforderungen zu stellen. Wo gehöre ich hin? Wie finde ich meinen Platz in der Gesellschaft? Das alles kennen wir aus der Pubertät. Was aber nur den Wenigsten bewusst ist, dass sich dieser Entwicklungsprozess bis ins hohe Alter erstreckt und dass damit einfach jeder konfrontiert ist. Denn seinen eigenen Platz in der Gesellschaft zu finden ist unser lebenslanger Integrationsprozess. Und deshalb hat auch Integration nur wenig mit Nationalität zu tun, sondern viel mehr mit der Gesellschaft und uns selbst.

Ausschlaggebend für diesen Platzfindungsprozess sind die Bedingungen, unter denen sich ein Jeder dieser modernen Zumutung stellen muss. Und diese Bedingungen sind bei jedem anders. Es geht dabei um materielle, soziale und kulturelle Ressourcen, mit denen es sich zu entwickeln gilt. Jedem wird also unterschiedliches „Werkzeug“ (Freunde, Familien, Geld, Religion, Esskultur, etc.) in die Hand gegeben und dann wird gesagt: „So und jetzt machst du was Eigenes daraus in der Mitte unserer Gesellschaft, aber bitte alles im Rahmen von Gesetzen und Regeln.“ Na dann mal los. Ob es funktioniert, hängt also nicht allein davon ab, wie jemand mit seinen „Werkzeugen“ umgeht, sondern auch wie viele „Werkzeuge“ ein Jeder erhält und ob andere Menschen einem dabei helfen oder nicht.

Und wie geht es nun den Geflüchteten bei diesem Prozess?

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Integration auf Deutsch

Wie ist es für jemanden der neu nach Deutschland kommt und sich integrieren soll? Es wurde von unterschiedlichen Ressourcen gesprochen, die ein Jeder vorfindet, um sich zu integrieren. Aber auch Barrieren. Die Frage ist nicht nur ob die Geflüchteten sich integrieren wollen, sondern ob sie es überhaupt können.

Erstens: Gibt es für sie Möglichkeiten die Sprache zu erlernen und einen Job zu finden? Werden sie ins Bildungssystem aufgenommen oder nicht? Werden ihnen Zugänge zu bürgerlichen und sozialen Rechten gewährleistet? Gibt es einen Zugang zum Gesundheitssystem?

Zweitens: Gibt es Möglichkeiten und die Offenheit in der Gesellschaft, Freundschaften im neuen Land zu knüpfen?

Für die erstgenannten Dinge trägt die Politik Sorge und gewährleistet diese Möglichkeiten. Für das Knüpfen von Freundschaften ist jeder in Deutschland lebende Mensch gefragt.

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Die Politik muss was tun

Dieser Satz kursiert mit einer großen Selbstverständlichkeit in der politisch-öffentlichen Diskussion. Doch was genau die Politik tun soll, wird dabei nicht spezifiziert. Auch trifft man hierbei auf einen erstaunlichen Glauben gegenüber der Reichweite von Politik, die in anderen Bereichen längst abhandengekommen ist.

Was tut die Integrationspolitik nun eigentlich? Sie erließ ein Bündel an Gesetzen, stellte Geld bereit für Programme und Maßnahmen und versucht alle Menschen in Deutschland davon zu überzeugen, sich am Integrationsprozess zu beteiligen. Die politischen Maßnahmen richten sich also einerseits an Migrantenfamilien. So erlernen sie die Sprache, haben Zugänge zu Bildungs- und Arbeitsmaßnahmen, können dadurch soziale Beziehungen aufbauen sowie Sport- und Freizeitangebote nutzen. Sogar Integrationskurse, wo deutsche Werte und Normen erklärt werden, gibt es. Weiterhin richten sich die Maßnahmen der Politik an verschiedene gesellschaftliche Organisationen und an die Bürger, die sich in der  Wirtschaft, Erziehung, Gesundheit und Religion betätigen. Weiterhin sind die politischen Maßnahmen auch an das Recht und an die Politik selbst gerichtet, Integration zu fördern. Beispielsweise erließ die Politik ein Gesetz gegen Diskriminierung, fördert Aus- und Weiterbildungen mit Geld,  mobilisiert Migrantinnen und Migranten und ihre Vereine und Verbände bei der Integration und fordert die Unternehmen und öffentliche Verwaltungen auf, Geflüchtete zu beschäftigen. Weiterhin bemüht sich die Politik „die Zivilgesellschaft“ – also u.a. lokale Sportvereine, Kulturorganisationen, Nachbarschaften oder freie Träger – zu mehr Offenheit für „Verschiedenheit“ zu bewegen. Bekannt sind die Mobilisierungsformeln „Managing diversity“ oder „Interkultureller Öffnung“ europaweit. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Integration kein Prozess ist, der von heute auf morgen passiert, sondern generationsübergreifend stattfindet.  

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Integration geht alle an

Ja, wir leben in einer Welt, die immer komplexer und komplizierter wird. Auch die Gesellschaftspolitik wird nicht einfacher - im Gegenteil. Genau deshalb sollte Integration nicht als eine Sonderaufgabe oder als zusätzliche Anstrengung betrachtet werden, sondern als Normalität. So werden Chancengleichheit und Teilhabe an der Gesellschaft für jeden gewährleistet,  ohne dass extra darüber nachgedacht werden muss. Das ist wichtig für eine - sich entwickelnde - Gesellschaft, ansonsten kommt es zu Frust unter den Bürgern. Dieser Frust endet entweder damit den Migranten oder der - in ihren Möglichkeiten überschätzten-  Politik die Schuld für eine nicht funktionierende Integration zu geben.

Und was bedeutet das nun für den Sport?

Sport und Integration

Die wichtigsten Voraussetzungen für eine gelingende Integration sind Offenheit und die Bereitschaft zur Veränderung. Das gilt für alle gesellschaftlichen Bereiche. So auch für den Sport.

Dort gilt ebenso - wie überall - Integration als Normalität zu betrachten. Es empfiehlt sich deshalb Abschied zu nehmen von der Idee separate Programme für Geflüchtete zu erarbeiten und ebenso Abschied zu nehmen von Assimilationsbestrebungen. Das heißt verabschieden von dem Denken: „Die Geflüchteten müssen so und so sein.“ Zuwanderer/-innen müssen als gleichberechtigte Teilnehmer/innen im Sport akzeptiert und anerkannt werden. Denn Frauen mit Kopftuch haben ebenfalls Spaß an Tanz, Schwimmen oder Aerobic und Männer aus Syrien spielen ebenso gern Fußball.

Eine gerechte Ressourcenverteilung ist gefragt – Chancengleichheit schaffen, egal ob finanziell, sozial oder kulturell. Für den Sportverein bedeutet es, dass auch Migrantinnen und Migranten die Möglichkeit haben sollten, sich aktiv in das Vereinsleben einzubringen. Deshalb empfiehlt es sich, sich mit dem Thema Integration im Verein auseinanderzusetzten und Übungsleiter/innen und Trainer/innen interkulturell schulen zu lassen.

Wer mehr zum Thema „Sport und Integration“ wissen möchte, kann auf der Homepage des DOSB  weitere Informationen finden. Wer mehr über das Integrationsprogramm des Landessportverbandes Baden-Württemberg lesen möchte, kann das hier tun.


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